Kontakt mit Kollegen
Kallmünz, das 1901 als Künstlerort von Prof. Charles Palmié entdeckt wurde und durch die Verlobung von Kandisky und Münter in der Kunstgeschichte lebendig bleibt, ist auch nach dem Zweiten Weltkrieg ein sehr beliebter Malerort. Einer der immer wieder nach Kallmünz kommt, ist Constantin Gerhardinger, Kunstprofessor aus München, der am Samerberg eine Villa besitzt. Erna Miller berichtet über einen Besuch des Malers und seiner Frau: „Sepp hatte gerade ein großes Portrait auf der Staffelei. Gerhardinger beschaute es eingehend und lobte Sepp: „Bist ein Moderner, aber gut“, sagte er. Seine Frau war recht reich gekleidet und geschmückt. Er sagte, er habe hier zu tun und wolle auch malen. Kallmünz sei eines seiner liebsten Motive… Wir tranken zusammen Kaffee.“ (S. 28)
Unterschiedlicher können die Verhältnisse nicht sein: Hier Professor Gerhardinger, der die Adoptivtochter des Tengelmann-Eigentümers geheiratet hatte und sehr erfolgreich seine Bilder verkaufen konnte. Er trug auch im Atelier Anzug und Fliege und malte nach dem 2. Weltkrieg weiter im Stil der Münchner Schule des 19. Jahrhunderts. Und dort Miller, der keinerlei Wert auf Äußerlichkeiten legte, und der so gar nichts anfangen konnte mit der realistischen Malerei. Es kam wohl zu keinem weiteren gemeinsamen Kaffeetrinken.
Trotz seiner Schwerhörigkeit darf man sich Miller aber als geselligen Menschen vorstellen. Er hatte Kontakt zu weiteren Malern. Besonders zu erwähnen ist Hermann Böbel, der Anfang der 50er Jahre in Burglengenfeld sein Atelier und Fotostudio eingerichtet hatte. Die beiden portraitierten sich gegenseitig und trafen sich auch mit ihren Familien.
Auch Erik Mailick, der seine Ferien in Kallmünz hauptsächlich mit Angeln verbrachte, ist bei den Millers gern gesehen. Fotos zeigen die beiden bei guter Stimmung und einer Flasche Bier.
Und Rupert Preißl, der Kallmünz wie kaum ein Maler Kallmünz geliebt hat, war immer wieder zu Gast im Hause Miller.
Sicher haben sich auch Miller und Hans Geistreiter, der 1976 nach Kallmünz gezogen ist und ein kleines Haus in der Vilsgasse bewohnte, getroffen. Aber die beiden waren in ihrer Kunstauffassung wahrscheinlich zu unterschiedlich, um nähere Kontakte zu pflegen.