Josef Georg Miller - 1905 bis 1983

 

Ankunft in Kallmünz

Als Josef Georg Miller am 4.4.1944 in den Ferienort Kallmünz kam, konnte von „Ferien“ keine Rede sein. Er kam auch nicht, weil der Ort in der Münchner Kunstszene bekannt war und so berühmte Maler wie Wassily Kandinsky und Gabriele Münter oder Karl Schmidt-Rottluff hier gemalt hatten.
In Kriegszeiten gibt es existentielle Gründe. Erna Brückner und Josef Georg Miller suchten eine Töpferei, die sie übernehmen konnten. Neugründungen waren in Kriegszeiten nicht erlaubt. Sie wollten dem Bombardement in München entkommen. Erna Brückner arbeitete als Sanitätshilfe und musste mit ansehen, wie ihre Studienkolleginnen im BMW-Werk, das regelmäßig bombardiert wurde, zu Tode kamen. Nach langem Suchen in ganz Bayern wurden sie schließlich in Kallmünz fündig und konnten die Töpferei Glötzl übernehmen, in der übrigens Wassily Kandinsky während seines Aufenthalts im Sommer 1903 schon getöpfert hatte.
Das Paar konnte jetzt den Gefahren des Bombenkrieges in München entkommen, wo sich die beiden an der Akademie für Töpferei kennen gelernt hatten.
In ihrem berührenden Buch „Mehr als 50 Kallmünzer Jahre“ beschreibt Erna Miller die Anreise: „Auf halbem Weg (von Burglengenfeld) kam uns dann die Burgruine von Kallmünz über dem Naabtal entgegen, und alle Mühe war in Freude verwandelt. Es war ein herrlicher Frühlingstag, der 4.4.44. Wir waren wieder froh, unsere Schritte wurden länger und unser Freuen immer größer. Häuser duckten sich geborgen an den Felsen, wie eine Henne ihre Kücklein zusammenhält. Die Kirche thronte etwas erhöht vor dem Felsen…“ (Erna Miller, S. 5)
Im Gasthaus Walter fand das Paar Unterkunft und war freudig überrascht, dass man hier auch in Kriegszeiten Fleisch und Wurst kaufen konnte. Das Haus und den Ofen der Töpferei konnten sie nicht kaufen. Zumindest hatten sie aber die Betriebsgenehmigung für 600 Mark erhalten. Jetzt standen sie da mit der Konzession aber ohne Möglichkeit zu arbeiten „ Wir legten das Geld hin und verließen recht kleinlaut das Glötzl-Haus.“ (S. 6)
Das Paar schaffte es trotz der Kriegszeiten einen Brennofen zu organisieren, einen Bauplatz zu finden und schließlich konnten sie ein Haus bauen. Sie begannen ihr Leben in Kallmünz; zuvor verlangte aber der Pfarrer noch, dass sie ihr Verhältnis in Ordnung brachten. Also heirateten sie am Josefitag 1945. „Nach all dem furchtbaren Geschehen in München bis April 1944 waren wir hier im Paradies“ (S. 22)

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